Brentanos Familie

Brentano-Akademie

Die Erfolgsgeschichte der weit verzweigten Kaufmannsfamilie Brentano führte im Laufe mehrerer Jahrhunderte vom Comer See an den Main. Aus dem sonnigen Süden waren die Brentanos einst über die Alpen gezogen, um in Frankfurt und Umgebung ihr Glück zu suchen. Sie handelten mit Südfrüchten, Gewürzen und Spezereien aus ihrer Heimat am Comer See und begründeten ein mächtiges Handelsimperium. Von Frankfurt aus unterhielten die weltoffenen und kunstsinnigen Brentanos aber nicht nur Handelsbeziehungen, sondern übten auch prägende Einflüsse auf das kulturelle und wissenschaftliche Leben aus.

Die Familie Brentano und Aschaffenburg

Der romantische Dichter Clemens Brentano ist zwar die schillerndste und heute noch bekannteste, aber keineswegs die einzige bedeutende Persönlichkeit aus dieser Familie, der bedeutende Schriftsteller, Kunstsammler und Gelehrte entstammen.

Seine Großmutter Sophie La Roche war eine der ersten und erfolgreichsten Frauenschriftstellerinnen ihrer Zeit und pflegte mit Wieland und Goethe regen Austausch und engen Kontakt. Seine Schwägerin Antonia war mit Ludwig van Beethoven befreundet und war als mögliche Empfängerin des berühmten Briefes an die unbekannte „unsterbliche Geliebte“ im Gespräch. Seine Schwester Bettine war mit Clemens Brentanos Freund, dem „Wunderhorn“-Sammler und Dichter Achim von Arnim, verheiratet. Als Zeitzeugin und Chronistin der Romantik schrieb Bettine Brentano unter anderem über Goethe und Beethoven, Karoline von Günderrode und Robert Schumann. Clemens Brentanos Schwager Friedrich Carl von Savigny war ein bedeutender Rechtsgelehrter. Sein Neffe Franz Brentano wirkte als Theologe und Philosoph in Wien.

In der weit verzweigten Familie Brentano wurde neben der Literatur auch die Musik stets intensiv gepflegt: Clemens Brentano sang zur Gitarre, andere Familienmitglieder spielten Flöte, Geige und Klavier. Die gastlichen Häuser der Brentanos waren Veranstaltungsorte von musikalischen Gesellschaften. Davon legen auch einige Zeichnungen Zeugnis ab, beispielsweise Carl Johann Arnolds Aquarell eines Quartettabends bei Bettine von Arnim aus der Mitte der 1850er Jahre. Außerdem waren die Brentanos ebenso fachkundige wie begeisterte Kunstsammler.

Neben dem Stammhaus in Frankfurt kommt der Stadt Aschaffenburg eine wichtige Bedeutung in der Familiengeschichte zu. Christian Brentano führte hier ein gastfreundliches Haus, in dem auch die Brüder Grimm und ihr malender Bruder Ludwig Emil Grimm gern gesehen waren; eine humoristische Skizze aus seinem „Reisetagebuch in Bildern“ trägt den Titel „In Aschaffenburg – Christian Brentanos Vorlesung“. Drei Mitglieder der Familie sind in Aschaffenburg bestattet: Clemens, Christian und Ludovica (Lulu) Brentano. Der Philosoph Franz Brentano, Christians Sohn, verbrachte hier seine Kindheit.

Deshalb ist es an der Zeit, an die Bedeutung Aschaffenburgs für den Kreis der Romantiker und ihre Nachwirkung in der europäischen Geistesgeschichte anzuknüpfen und die Tradition der Familie auf lebendige Weise fortzuschreiben.